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Peter Buchholz in Asha Vihar
By: Asha Vihar
Apr 13, 2018

Hilfe am „Ort der Hoffnung“  –  Asha Vihar II.

Nun fuhr ich – nach 2017 – am 18. Januar das zweite Mal mit dem Ärzte-OP-Team nach Asha Vihar, wieder war ein längerer Aufenthalt geplant. Das Wiedersehen mit den dort lebenden Menschen und das Wiedererleben der Natur und des Klimas waren so intensiv und gleichzeitig ’so normal‘, dass sich für mich die Eingewöhnungszeit auf wenige Tage beschränkte. Ich freute mich auf das Vertiefen der Bekanntschaften, das dortige indische Essen und einer Zeit neuer Herausforderungen, denn diesmal waren im Vorfeld keine besonderen Schwerpunkte abgesprochen – Originalton ‚Schorsch‘: „Ach, da gibt’s so viel zu tun!..“ sollte sich dann auch bewahrheiten. Und nach der OP-Woche, in welcher aller Focus auf die operative Versorgung der orthopädischen Fehlstellungen gerichtet war, wurde dann die othopädische Werkstatt ‚mein Zuhause’…

Nachdem in 2017 Brandschutzeinweisung, Notfall-Verhalten, Feuerlöschausrüstung und entsprechende Beschilderungen auf dem Programm standen, wurde es diesmal zu einer Tätigkeit (fast nur) für die Patientenbelange. Und ich hatte ein gutes Team: Krishna aus dem maintenance team  war dabei, ein toller Schweißer, auch unser Fahrer Hadi  verbrachte manche Zeit in der Werkstatt, ebenso hatte die Reinigungskraft Lolita ‚ gut zu tun’…

Zu Beginn wurden in der Ortho-Werkstatt alle vorhandenen fahrbaren Gehhilfen aus dem Lager gesichtet. Jahre der fehlenden Verwendung hatten ihre (Rost-)Spuren hinterlassen, Gummi und Plastikteile waren porös geworden, Reifen zerbröselt  –  manchmal blieb nur noch ‚der letzte Weg‘. Aber bei anderen lohnte es sich, sie zu polieren, zu schmieren und farbig zu gestalten! Danach dann wheel chairs (Sitz-/Rollstühle) auf Vordermann bringen, z.T. auch aus eingelagerten Reservestühlen neu zusammenschrauben  – … fetten, ölen, Räder wechseln, Fußbretter oder Bremsen erneuern und zum Schluss durch eine Grundreinigung ‚vom indischen Staub‘ befreien – … nun sind 20 einsatzbereite Rollstühle ‚ready for use‘ – zusätzlich warten drei (gespendete) Klapprollstühle am Gate (Haupttor) auf ihren Einsatz, hier wurden zusätzlich die verblassten Beschriftungen nachgemalt.

Als Nächstes wurden hinter der Orthopädiewerkstatt der Lagerraum sowie hinter den Akupunktur-räumen ein  ehemaliger Zahnbehandlungsraum (??, mit Armaturen und Bohrerantrieb durch Wasser-kraft..) komplett ‚entrümpelt‘: …es stapelten sich im Laufe der Jahre viele defekte Rollstühle, Fahrräder, Laufbuchsen und Kolben des alten Notstromgenerators und sonstiger Metallschrott, der nun zum größten Teil durch Schrotthändler noch gewinnbringend entsorgt ist. Gleichzeitig wurden unbenutzte Fensterrahmen mit Rundbögen ‚wiederentdeckt‘, die gerade jetzt in der Renovierungsphase gut ver-wendet werden können.

Im ehem. Ortho-Lager kann nun ein (neuer) Arbeitsplatz (?) entstehen, nachdem der Elektriker Ambuj den Strom verlegte für Licht und Steckdose. Und noch sind weitere zwanzig zerlegte und verpackte original wheel chairs dort gelagert, dazu die Fenster und Öffnungen neu mit Draht gesichert vor ‚Ein-dringlingen‘, hatten doch Ratten, Mäuse und Vögel ein unhygienisches Chaos im lange unbenutzten Raum hinterlassen!

Alles entrümpelt und gereinigt. Ein neuer Arbeitsplatz für die Orthopädischen Geräte.

An dieser Stelle möchte ich ein ‚Friede sei mit Ihr!‘ zu einem Opfer der Reinigungsaktion sagen, kennen doch die indischen Helfer keine Gnade, wenn eine Ratte ihnen ‚vor den Besen‘ kommt – sie hatte keine Chance….

Die Spiel- und Therapiegeräte im Außenbereich wurden mit einem frischen bunten Anstrich versehen, nachdem neue Halterungen mit Kugellagern nunmehr einen ruhigen Schaukel-Swing ermöglichen. Zusätzlich sind weitere therapeutische Hilfen angebracht: Gummistreckbänder (aus alten Schläuchen), Haltegriffe für Schulter-/Armtherapie (aus Bambus), zwei Sitzmöglichkeiten für eingeschränkt geh- oder bewegungsfähige Personen (aus alten Plastikstühlen).

Zwischendurch wurden aber auch einfache Erleichterungen fabriziert: Frittierpfanne und Röstgitter des kitchen (Küche) bekamen kleine eiserne Ständer und neue Bambusgriffe; Infusionsständer wurden wieder hergerichtet (..ja, Magda,’Ruhe‘ jetzt!); die Fahrräder mancher Kollegen ‚fanden den Weg‘ zur Inspektion; Spielzeug der AV-Kinder ebenso….

.. / ..

Die intensivste, sich ‚wie ein Wunder‘ ungewollt (!) ergebende Betätigung fiel in den zweiten Teil meines zweinhalbmonatigen Aufenthaltes: die Herstellung von Hilfsmitteln für stroke-Patienten (Schlaganfall), um die betroffenen Körper-, Muskel- oder Sehnenbereiche auch durch geeignete Bewegungen wieder zu stimulieren (dies soll zusätzlich zur gewohnten Akupunktur- oder Physioverordnung für diesen Patienten-teil auf dem Tagesplan stehen…).

Aus Alt mach Neu!
Echte Pionierarbeit.

Entstanden war diese Aktion durch ‚einfaches Hinschauen, Rein-Fühlen, Handeln‘: ..ich sah einige von Angehörigen gestützte oder geführte Stroke-Patienten bei ihren z.B. unsicheren Gehversuchen und bot ihnen zur Erleichterung jeweils eine passende, vorher hergerichtete fahrbare Gehhilfe an, damit sie eigenständiger eine jeweilige Bewegung üben sollten – die gelagerten (gespendeten) Gehhilfen bekam-en nun wieder den ihnen zugedachten Sinn. Der junge Akupunkturdoktor Pawan hatte dies beobach-tet, machte sich ’seine Gedanken‘ dazu und sprach mich an:  …„Peter-da (Respekts-Anrede, ich war ja auch ‚der Ältere‘), can you make this…, or that….?“  –  und so entstanden nach und nach als Prototypen gedach-te erste Übungsgeräte (!) für Schulter-/Armbereich, Handgelenk, Hüft-/Knie- oder Fuß-Beeinträch-tigungen. Angebracht wurden diese Hilfen im Raum der staff canteen, die sonst nur zu Beginn des OP-Camps zum Sichten und Begutachten aller Kinder für vorgesehene Operationen genutzt wird..

Manche Bilder ’sprechen für sich‘ und zeigen Mensch und Bewegungsabläufe… –  die Gefühlsreaktio-nen der daran übenden Patienten waren überwältigend und herzergreifend für mich! Jede Person war unterschiedlich in ihrer Beeinträchtigung, doch (fast) jeder wusste einzuschätzen, was eine Verbes-serung der Gehfähigkeit, der Fingerfertigkeit, der Muskelkondition für ihn bedeuten würde…

Und zu erleben, dass ein Patient in einer Dankbarkeits-Geste mein Herz und Füße berührt oder ein älterer Mann sich dafür bedankte, dass er nun nicht mehr (!) der Hilfe seiner Tochter bedurfte, wenn er die (indische) Toilette verlassen wollte, ist schon ein selten erlebtes Glücks(?)moment  –  nur durch die Anbringung eines einfachen eisernen Handgriffes in Kniehöhe, hergestellt aus dem Rahmenteil eines schrottigen wheel chairs – er bekam ihn zur Abreise dann geschenkt, die Herstellung eines neuen dauerte 45 min  –  wenn denn energy (sprich elektrischer Strom) da war….!!

Zu erzählen gäbe es noch viel, Holi-Festival in buntesten Farben, Baden im Fluß, Einkauf in Bokaro.!..   –  die Zeit verlief wieder wie im Fluge und machte – wieder mal  – Lust auf mehr!

Und die letzten zwei Wochen erlebte meine Sabine ‚die Vision von Asha Vihar‘ (die sie bisher nur von meinen Erzählungen oder den Berichten von Claudia und allen anderen Germans  kannte, die dort tätig waren), indem sie im neuen rehabilitation room mit den Patienten arbeitete oder täglich Sing-stunde für die AV-Kinder gab,

Was soll ich sagen: ..sie will wieder hin!!

Genau wie ich..!

Peter Buchholz, 2018

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